*Permalink: [go.lwgl.xyz/note-printbasics](https://go.lwgl.xyz/note-printbasics)* # Print Design Basics Mehr Details zu verschiedenen Produkten finden sich in der Notiz "[[Merch Produzieren]]". Hier nur generelle Basics mit Fokus auf Offsetdruck. ## Programme **No-Go's**: Häufig sehe ich Leute mit Canva bis dahin unvorstellbare Dinge Verbrechen.[^canva-sucks] Auch von Photoshop,[^photoshop] Lunacy, Penpot, Inkscape oder Gimp (lol) ist für Print abzuraten. Es gibt Leute die wissen genau was sie tun und viel Erfahrung haben. Denen mag ich nicht absprechen, dass grundsätzlich mit fast allen Programmen alles möglich ist. Grundsätzlich gilt aber: **==Eine Druckerei ist kein Klärwerk! Geht scheisze rein, kommt scheisze raus.==** Es lohnt sich also vorher wirklich mit einem ordentlichen Tool zu arbeiten, gerade als Anfänger_in. Für alles was ein Blatt mit maximal 2 Seiten ist (z.B. **Plakate, Handzettel, Aufkleber**) empfehle ich Affinity Designer bzw. Adobe Illustrator. Dinge mit vielen Seiten (z.B. **Brochüren, Hefte, Kalender, etc...**) sind in Affinty Publisher bzw. Adobe InDesign besser aufgehoben. **Wenn viel mit Bildern Gearbeitet wird**, macht im Adobe Kosmos inDesign Sinn, da Illustrator keine Bildboxen kann und noch dazu Bilder mit Masken zuschneiden ein K(r)ampf ist. Bei Affinity sind Masken hingegen sehr elegant gelöst und mit Publisher einmal eingefügte Bildboxen können auch in Designer oder Photo verwendet werden. [^canva-sucks]: Canva ist ein super Social Media Tool für Leute die ästhetisch und handwerklich wissen was sie tun, es ist kein "alle können Plakate machen!" Tool. Hört auf es für Print zu nutzen! Es kann kein Color Management, exportiert statt Vektoren im PDF riesige JPG Tiles (viel Spaß stanzlinien anzulegen oder spot colors zu verwenden, lol), hat keinen Preflight check, Bleed ist dürftig umgesetzt, es ist grauenhaft einfach mit Canva absoluten Mist zu bauen und sich zu wundern warum das Ergebnis so ein Müll ist. "Das war sicher die Druckerei!" (sic) [^photoshop]: Wenn DIY gedruckt wird oder explizit geklärt wird, dass die Druckerei händisch RGB ordentlich konvertiert, sicher! Dann kann man das mitdenken und Farben entsprechend anlegen, auch wenn Pantone Sonderfarben so natürlich unmöglich sind. Gibt ja auch nen CMYK Color Picker und Mode. Aber es kann doch nicht sein, dass sich Leute immer wieder und wieder wundern, dass die mit Ps erstellte Datei irgendwie "bisschen dunkel aussieht" (sic) ## CMYK und Druck Druck funktioniert mit 4 Farben (*CMYK* = Cyan, Magenta, Yellow, Key, wobei key grau/schwarz ist). Die "gemischte" Farbe "frisst" dann Licht, konkret bestimme Wellenlängen (Farben), vom vorhandenen Spektrum -> Subtraktiv. Displays funktionieren mit 3 Farben (*RGB* = Rot, Grün, Blau), allerdings indem dem vom Spektrum einer dahinterligenden Lichtquelle bestimmte Farbanteile durchgelassen und "zusammengefügt" werden -> additiv. Die Anzahl an möglichen Farben in einem technischen Verfahren (je nach Drucker und Display verschieden) bezeichnet man als *Farbraum*. Die häufigsten Farbräume sind sRGB und CMYK/8. | ![[IMG_7088.jpeg\|200]] | ![[IMG_7089.jpeg\|150]] | | ----------------------- | ----------------------- | | RGB | CMYK | Außerdem verwendet Druck keine Pixel, sondern Punkte (Dots). Ein Punkt hat keine Helligkeitstufen wie ein Display. Entweder er ist da, oder nicht da, nur die Größe kann variieren. Die meisten Drucker drucken 300 *Dots pro Inch*, kurz 300DPI. Das sollte also die Auflösung (Vorsicht, Auflösung ≠ Maße) sein, in der die Datei angelegt wird. Das sollte nicht mit den *Pixels per Inch* (PPI) verwechselt werden. Im Kontext des Drucks beschreibt PPI die Auflösung eines in der Datei eingebetteten Bildes (in Pixeln) relativ zur von ihm eingenommenen Fläche (in Inch). [^minppi] Das ist alles stark vereinfacht, aber reicht um zu verstehen, dass nicht einfach ein Screendesign gedruckt werden kann: durch die unterschiedliche Art der Farbdarstellung wird etwas anderes gedruckt, als du auf deinem Display gesehen hast. Gleichzeitig hast du eine anderen Abstand zum Display als zu Printprodukten. [^minppi]: Faustregel für Kleinkram (bis DIN-A2): die PPI Auflösung eines Bildes sollte mindestens der DPI Auflösung des Dokumentes entsprechen. Aber: Am Ende kommt es auf den Abstand an, von dem aus der Druck betrachtet wird. Ein Wahlplakat oben an der Laterne betrachtet man nicht aus 30cm Entfernung (darum sind die auch üblicherweise in 150DPI gedruckt) ### Farbprofile Jede Druckerei nutzt ein bestimmtes *Farbprofil*, damit die Farben korrekt dargestellt werden. Dieses wird dir entweder mitgegeben, oder es wird auf ein Standardprofil verwiesen. [^farbprofile] Achte darauf, dass deine Projektdatei im Druckerei-Farbprofil angelegt ist. Hier ein Beispiel in Affinity Designer für ein Dokument im CMYK/8 Farbraum und einem Farbprofil was die Druckerei mitgab, "ISO Coated 300% (ECI)". ![[affinity-color_profiles.png]] [^farbprofile]: In Kombination mit dem Farbprofil deines Displays (wenn Vorhanden) kannst du übrigens (solange dein Display halbwegs kalibriert ist) recht genau das Ergebnis simulieren. Gleichzeitig gibt das Druck-Farbprofil vor, welche Farben überhaupt dargestellt werden können. Die Druckerei kann dann ihrerseits mit dem Farbprofil sicherstellen, dass der einzelne Drucker die Farben korrekt wiedergibt. Farbprofile sorgen also für Konsistenz und Reproduzierbarkeit. Wir lieben Farbprofile! ## Zuschnitt / Bleed Druckereien schneiden nicht auf den Millimeter genau, sondern meistens eher auf 3mm. Die Lösung: umlaufend 6mm Schutzzone, davon 3mm über das eigentliche Format hinaus (*Bleed*, dt.: Zuschnitt) und 3mm nach innen (*Border*, dt.: Rand). Hier ein Beispiel für das anlegen von Bleed in Adobe Illustrator (ebenfalls mit korrektem Farbmodus: ![[adobe-illustrator-bleed.png]] ## Export Immer noch sehe ich Leute, die JPEG's exportieren, an die Druckerei schicken und sich dann wundern, warum sie Müll bekommen. Die Praxis Pixeldaten (noch dazu JPEG!) an die Druckerei zu schicken wird teilweise bis aufs Messer verteidigt, obwohl es ausgemachte Dummheit ist. [^pixelvsvector] Darum sollte man stets Vektoren in PDFs, möglichst nach *PDF/X Standard*, übergeben. [^pixelinpdf] Das ein oder andere Bild darin stört nicht, aber gerade bei einfarbigen Flächen, Text und Logos sollten es wirklich Vektoren sein. [^pixelvsvector]: Druck funktioniert in vielerlei Hinsicht anders als ein Bildschirm. Neben CMYK können beim Offsetdruck auch Spot-Colors (häufig Pantone) verwendet werden. Für jede dieser Farbschichten wird eine eigene Platte angefertigt, bei CMYK also mindestens 4, plus je eine pro Sonderfarbe. Die Helligkeit der Farbe wird durch die Punktgröße und -dichte bestimmt, die Farben werden also in Punkteraster gewandelt. Diese Raster werden heute in in einem Computer-to-Plate (CtP) verfahren hergestellt, das Endformat für jede Platte ist meist TIFF. Aber: für jede Platte wird ein TIFF Bild genutzt. Aus einem JPG Bild 4 TIFF Bilder ziehen und dabei immer aus den Pixeln exakt den vom Kunden gewünschten Farbwert das Raster erwischen? Hier geht oft was schief. Noch dazu sind kreative Verfahren wie [[#Overprint]] ausgeschlossen. Darum sendet man stets PDF's, in denen die Farbwerte in Vektoren klar definiert sind. So kann die Druckerei genauere Platten anfertigen. PDF ist übrigens der einzige Weg Sonderfarben zu verwenden, wie soll man die auch aus einem RGB JPG raten? Und zu guter letzt ermöglichen Vektoren natürlich eine unangefochtene Präzision. Diese durch frühes Rastern aufzugeben und womöglich noch Artefakte durch JPEG Komprimierung oder versehentliches Anti-Aliasing in Kauf zu nehmen ist schlicht dumm. [^pixelinpdf]: letztens hat mir wer stolz erzählt, die Druckerei müsse am beschissenen Ergebnis schuld sein, er habe ja diesmal eine PDF geschickt, richtig in CMYK. Darin lagen JPG tiles mit einem generischem CMYK Profil (statt dem der Druckerei), offenbar direkt aus RBG Werten generiert. Eine PDF Datei kann natürlich auch nur mit pixeldaten gefüllt sein, diesen Unfug sollte man tunlichst vermeiden. Natürlich wurde Canva [^canva-sucks] verwendet. ### Maße Die Druckerei bekommt (in der Regel) eine Datei, neben dem *Endformat* (z.B. DIN-A7 mit 105x74mm) auch Bleed (idR 3mm umlaufend) umfasst. So werden (bei A7) 105x74mm zu 111x80mm. Damit Druckerei und Programme das richtig interpretieren, sollte eine *Trimbox* gesetzt werden, die das Endformat markiert (hier 105x74mm). Das geht, indem man im Grafikprogramm das Dokument im gewünschten Endformat anlegt (hier 105x74mm) und dann in gewünschtem Maß Bleed dazugibt (siehe [[#Zuschnitt / Bleed]]). Im Export wird dann vom Programm Trimbox und Cropbox entsprechend gesetzt. Alternativ nachträglich in Acrobat Pro. [^boxes] [^boxes]: mich wollte letztens jemand belehren, ein Dokument wäre ein paar Pixel (?) zu klein, er hätte das Geprüft. Die Prüfung bestand darin, die PDF für einen A7 Aufkleber (105x74mm) in Affinity Photo zu importieren, was natürlich die Trimbox (105x74mm) erkennt und dementsprechend die Dokumentengröße setzt, dann die Dokumentengröße (absurderweise in Pixeln) mit den Pixelequiqualent für 111x80mm@300dpi abzugleichen. Solche invaliden Methoden zur "Prüfung" sind aus verschiedenen Gründen unsinnig: zum einen muss klar sein, ob Programme eine Trimbox erkennen und wie sie damit umgehen (war nicht klar), zum anderen kann die Datei eine höhere DPI Zahl als nötig haben (was die Pixelzahl erhöht) und trotzdem in Milimetern richtig bemessen sein. Gleichzeitig können die darin enthaltenen Bilder eine zu niedrige PPI-Zahl haben, also unscharf bis pixelig sein. Eine Prüfung sollte mit Adobe Acrobat Pro erfolgen, damit lassen sich solche Fehler abfangen. Hätte betreffende Person das bei den eigenen Dokumenten gemacht, wäre aufgefallen, dass diese gravierende Fehler enthielten. Peinlich. ### Overprint Wenn du ein CYAN und YELLOW übereinanderlegst, sieht in der Software meist alles gut aus. Typischerweise wird auch die Druckdatei so ausgegeben, dass die oberen Farben die unteren überlagern (*knockout*). Wenn du aber beim Erstellen der Druckdaten in den Export Einstellungen pfuschst, kann es dir passieren, dass du *overprint* dabei hast. Gerade Farbverläufe und transparente Ebenen sind anfällig dafür, also lass deine Datei lieber nochmal durch einen *Acrobat Preflight* laufen oder vermeide transparente Ebenen komplett. Der Effekt kann aber auch gewollt eingesetzt werden und tolle Ergebnisse erzielen. Eine detailliertere Anleitung findest du auf der [Adobe Illustrator Hilfeseite](https://helpx.adobe.com/illustrator/using/overprinting.html). Für Beispiele wie overprint kreativ eingesetzt wird, empfehle ich "Riso Print" online zu suchen. ![[knockout-overprint.png]] <br> > [!info] Du willst mehr lernen? > Ich biete Workshops und Mentoring zum Thema an, bei Interesse findest du den Kontakt auf [lwgl.xyz/connect](https://www.lwgl.xyz/connect). <br>